… setzt sich im Bereich der Pragmatik mit der Verwendung von (Sprach)Zeichen auseinander. Dabei spielt Kommunikation eine große Rolle, im Zentrum der Betrachtung steht das Handeln mit Sprache. Bühlers Sprachtheorie, Searles Sprechakttheorie oder die Grice‘schen Prinzipien sind Klassiker der Pragmatik.

… findet die Suchfunktion bei der Eingabe von „Pragmatik“ vor allem „pragmatische Texte“, die früher meist als „Sachtexte“ firmierten. Ein direkter Bezug zur linguistischen Pragmatik ist überall dort in den Lehrplänen vorhanden, wo es um Kommunikation geht.

In der Förderschule findet sich die linguistische Pragmatik in der jeder einzelnen der fünf Jahrgangsstufen von 5 bis 9. Bei den „Entwicklungsbezogenen Kompetenzen“ im Bereich „Denken und Lernstrategien“ heißt es stets, Schüler:innen „reflektieren selbständig ihr eigenes Sprachverstehen und fragen bei Unklarheiten und Nichtverstehen gezielt nach, um Missverständnisse zu vermeiden. Dabei nutzen sie Formulierungshilfen und halten Gesprächsregeln ein.“ Was als Formulierungshilfe funktioniert und als Gesprächsregel gilt, das zählt zur Domäne der linguistischen Pragmatik.

Dieses Anliegen durchzieht alle Schularten. In der 8. Jahrgangsstufe der Realschule „wenden [Schüler:innen] angemessene kommunikative Strategien und Argumentationstechniken an“. In Jahrgangsstufe 3/4 der Grundschule „gestalten [Schüler:innen] kommunikative Standardsituationen (z. B. Entschuldigung, Bitten, Gratulationen, Trost und Ermunterung, Versöhnung) routiniert“, und zwar, indem sie auf „übliche Formulierungen“ zurückgreifen und „dabei auf den Gesprächspartner und die jeweilige Situation eingehen“. Schüler:innen der 11. Jahrgangsstufe im Gymnasium „analysieren […] eigenes und fremdes Gesprächsverhalten, auch im digitalen Raum“. 

… ist die Beschäftigung mit Ansätzen der linguistischen Pragmatik, weil sie einen reflektierten Zugriff auf sprachliches Handeln und sprachliche Verständigung ermöglicht. Das ist gerade bei der Auseinandersetzung mit digitaler Kommunikation essenziell.

… liegen insbesondere in der Auseinandersetzung mit unserem Kommunikationsverhalten,

  • … wenn wir oder andere durch sprachliches Handeln bestimmte Ziele erreichen wollen (z.B. um Entschuldigung bitten oder in der Werbung).
  • … wenn wir analysieren, wie Missverständnisse zustande kommen (und wie Akteure im politischen Diskurs das „Missverständnis“ als Ausrede verwenden).
  • … wenn wir differenzieren, wie Kommunikation in den sozialen Medien funktioniert (zum Beispiel im Vergleich zu einer Diskussionsrunde im Klassenzimmer) und wann sie dort erfolgreich ist. 
  • … wenn wir an der Schnittstelle von Semantik und Pragmatik über metaphorischen (= nicht-wörtlichen) Sprachgebrauch nachdenken.

… sind zum Beispiel Höflichkeit oder verschiedene Satzarten/-typen beliebte Themen aus der linguistischen Pragmatik. Leider finden sich noch (zu) wenige Beispiele, wie man mit Mitteln der linguistischen Pragmatik Kommunikation in digitalen Medien untersucht.

Insofern stellt „Doppel-Klick 6“, ein Lehrbuch für die Mittelschule, eine Ausnahme dar. Dort (Scharfe 2018: 123) ist ein Chat abgebildet, in dem „Gladiator“ nach einer Begrüßung sein digitales Gegenüber „Sweety“ fragt: „wie war die party?“ Die Antwort lautet: „die party war super!!! gut dass du nicht da warst ;-)“ Gladiator quittiert dies mit einem „thx L cu“. Sweety versucht noch, richtig zu stellen, dass die Aussage als Spaß gemeint war – doch Gladiator reagiert nicht mehr darauf. Der Versuch, eine ironische Äußerung zu platzieren, ist misslungen. Die Aussage fiel nicht so eindeutig aus (vgl. Grice‘ Maxime der Qualität), wie sie hätte sein sollen. Unter Umständen war das im Medium des Chats nicht so einfach möglich, wie es in der Face-to-Face-Kommunikation gewesen wäre.

… finden sich

  • … eine H5P-Übung zum Unterrichten von Pragmatik in der Schule,
  • … eine Auswahl an Schulbuchbeispielen verschiedener Schularten zu Aufgabeformaten, wie sich Pragmatik im Deutschunterricht niederschlagen kann,
  • … Sheldon Cooper aus „The Big Bang Theory“ und wie die Nerds pragmatische Theorien in den Deutschunterricht bringen können.

Nachweise

Scharfe, A. (Hg.) (2018): Doppel-Klick. Sprach- und Lesebuch Deutsch 6. Mittelschule Bayern. Berlin/München.


Empfehlung

Liedtke, F./Wassermann, M. (Hg.) (2019): Der Deutschunterricht 1: Sprachliches Handeln und Pragmadidaktik.
Das Heft macht auf die großen Potenziale der wissenschaftlichen Pragmatik für den Deutschunterricht aufmerksam und weist zugleich auf die bisherige Unterrepräsentation hin. Die einzelnen Beiträge bieten konkrete Anregungen für den Schritt von der pragmatischen Theorie zu ihrem Einsatz in der Unterrichtspraxis.