… setzt sich im Bereich der Syntax mit den einzelnen Bestandteilen von Sätzen auseinander: vom Wort über die Phrase bis zum ganzen Satz. Die Syntax untersucht, wie Sätze in der deutschen Sprache miteinander kombiniert werden können. Linguistische Modelle helfen dabei, diese Systematiken darzustellen, etwa mithilfe von Valenz, Topologie oder Phrasenstruktur.

… ist die Syntax wohl das Thema, welches allen Schüler:innen am ehesten im Gedächtnis geblieben ist, wenn vom Grammatikunterricht die Rede ist. Es gibt unzählige Treffer bei Suchanfragen zu syntaktischen Begriffen in allen Jahrgangsstufen aller Schularten. Sie finden sich etwa in den Kompetenzbereichen „Lesen – mit Texten und weiteren Medien umgehen“, „Schreiben“ und besonders in „Sprachgebrauch und Sprache untersuchen und reflektieren“ als Analyse von Wörtern, Sätzen und Texten von der ersten Jahrgangsstufe der Grundschule bis zum Abschluss der jeweiligen Schulart.

Eine zentrale Rolle nimmt dabei die Kategorisierung von Wortarten und syntaktischen Funktionen (Subjekt, Objekt, Adverbial etc.) ein, für die u.a. auch die Anwendung von syntaktischen Proben (Verschieben, Umstellen, Ersetzen etc.) gefordert wird. Steht zu Beginn der Grundschule die Kategorienzuweisung im Mittelpunkt, fordern Lehrpläne für die Sekundarstufe I auch die Reflexion von Analysen für die eigene Sprachproduktion. In der gymnasialen Oberstufe wird diese Entwicklung verstärkt.

… ist die Beschäftigung mit der Syntax, da die Schule zentrale Einsichten in die Sprache und in den Umgang mit Sprache vermittelt (vom poetischen Spiel bis hin zur Manipulation mit Sprache). Dafür sind syntaktisches Wissen und Analysekompetenzen notwendig.

… bietet die Syntax beispielsweise für diese Gebiete:

  • Konstituentenstrukturen für die Groß- und Kleinschreibung
    Wer weiß, was der Kern einer Nominalphrase ist, ist in der Lage, die Groß- und Kleinschreibung zu beherrschen. Denn im Normalfall werden systematisch alle Kerne von Nominalphrasen groß geschrieben.
  • Prädikat und die Grobstruktur für das Komma:
    Wer die Prädikate in einem Satz bestimmen kann und sich des groben Aufbaus eines Satzes bewusst ist, wird in der Lage sein, die meisten Kommas korrekt zu setzen und vor allem einen erheblichen Teil der eigenen Fehler zu vermeiden.
  • Topologie für die Wirkungseinsicht von Phrasenpositionierungen
    Wer Sätze im topologischen Modell einsortieren kann, wird es leichter haben, zu beschreiben, warum dieselben Satzbausteine in unterschiedlicher Reihenfolge eine andere Bedeutung aufweisen können.
  • Gespräche über Sprache
    Nahezu täglich finden in allen möglichen sozialen Gruppen Gespräche über Sprache statt. Um sich in solchen Gesprächen verständlich machen zu können und verständliche Argumente zu liefern, bedarf es einer metasprachlichen Terminologie, welche die Syntax in Form von Kategorienzuweisungen anbietet.

… aller Schularten finden sich unzählige Aufgaben zur Syntax.

Im „Deutschbuch 5“ (Bildl et al. 2017: 233) für die Realschule in Bayern wird ein fiktiver Zeitungsbericht über einen Polizeieinsatz gegeben, welcher stets dieselbe Satzstruktur aufweist:

Die Polizei suchte nach Spuren.
Eine Frau gab der Polizei einen Hinweis.

Die Polizei verhaftete den Täter.
|Subjekt| |Prädikat| |weitere Satzglieder|.

In der dazugehörigen Aufgabe sollen die Schüler:innen den Text überarbeiten, indem sie auf ihr syntaktisches Wissen und syntaktische Proben zurückgreifen. Dabei begründen die Schüler:innen zunächst, weshalb der Text eintönig wirkt (Analyse), um ihn anschließend verbessert selbst aufzuschreiben (Produktion). In der Analyse gelangen die Schüler:innen zu der Einsicht, dass die ständige Vorfeldbesetzung mit dem Subjekt des Satzes monoton wirkt. Diese Monotonie lässt sich durch die Umstellung einzelner Satzglieder oder durch Pro-Formen beseitigen.

Im Deutschbuch „D Eins – Deutsch“ (Ackermann et al. 2017: 214f.) für die 6. Jahrgangsstufe des Gymnasiums findet sich der „Klammermann“. Dieser besteht aus einem Kopf und zwei Armen und ist eine Metapher für die Verbalklammer des topologischen Feldermodells. In dem Modell wird ein Satz, ausgehend von den Prädikatsteilen, in Felder eingeteilt. Diese Felder ergeben sich aus der Position vor, zwischen und nach den Prädikatsteilen; der erste Prädikatsteil wird als linke Satzklammer bezeichnet, der zweite als rechte Satzklammer:

VorfeldLSKMittelfeldRSKNachfeld
Erhatschon auf den Schneegewartet.
Topologisches Satzmodell I

Alles vor dem ersten Prädikatsteil wird Vorfeld genannt, alles zwischen linker und rechter Satzklammer heißt Mittelfeld und alles danach Nachfeld. Keines der Felder muss besetzt sein. Das topologische Feldermodell hilft bei der Analyse von Sätzen und Satzstrukturen. Dazu werden die linke (LSK) und die rechte Satzklammer (RSK) als Arme des „Klammermanns“ verbildlicht und farblich hervorgehoben.

Doch wie kann das bei der Kommasetzung helfen? Kommas oder auch Punkte grenzen zumeist zwei Klammermänner voneinander ab. Gibt es in einem Satz also mehr als eine Verbklammer, muss dazwischen ein Interpunktionszeichen eine Grenze ziehen. Diese Grenze kann von verschiedener Gestalt sein: Punkt oder Komma, Semikolon oder Doppelpunkt.

VF1LSK1MF1RSK1VF2LSK2MF2RSK2
Draußenhates schongeschneit. , ; :der Mannräumtden Wegfrei.
Topologisches Satzmodell II

Das Verfahren wirkt zunächst umständlich, es könnte Schüler:innen aber dabei helfen, einen der schwierigsten Bereiche der Kommasetzung zu verstehen und dann vielleicht auch in der Textproduktion zu beherrschen. Damit wären starre Muster und Regeln, wie „Vor x setze ich (k-)ein Komma“, abgelöst, zumal sie sich in der Praxis, sobald Schüler:innen eigene Texte schreiben, als wenig nützlich erweisen.

… finden sich

  • … eine interaktive Präsentation zur Topologie. Hier können Sie vertiefen, wie das topologische Feldermodell funktioniert und wie es Ihnen bei der Vermeidung von Kommafehlern hilft. Außerdem entdecken Sie, was Topologie mit „Star Wars“ und Frachtcontainern zu tun hat. Gegen Ende kann Ihnen diese Präsentation eventuell helfen, Ihre:n beste:n Freund:in nicht zu kränken.
  • … Schulbuchbeispiele verschiedener Schularten zur Syntax,
  • … die Verknüpfung von universitären Lehrinhalten und schulischem Unterricht an einigen konkreten Beispielen in der Datei: „Syntax: Die Vorlesung in der Schule“.

Nachweise

Ackermann, K./Bay, W./Betzel, D. (Hg.) (2017): D Eins – Deutsch. Gymnasium, G9, 6. Jahrgangsstufe. Braunschweig.

Bildl, G. et al. (2017): Deutschbuch. Sprach- und Lesebuch. Realschule Bayern – Neubearbeitung. 5. Jahrgangsstufe. Schülerbuch. Berlin.


Empfehlung

Bredel, U. (2011): Wo steht das Verb? Hauptsätze und Nebensätze erkennen lernen. In: Praxis Deutsch 226, S. 30–39.

Müller, A./Peyer, A. (2013): Sätze gestalten. In: Praxis Deutsch 242, S. 4–13.

Müller, A./Tophinke, D. (2020): Grammatik entdecken. In: Praxis Deutsch 282, S. 4–13.

Musan, R. (2008): Satzgliedanalyse. Heidelberg.

Schönenberg, S. (2011): Problemfall Verbklammer? Der Klammermann als Basismodell der Satzlehre. In: Praxis Deutsch 226, S. 12–19.

Wöllstein, A. (2014): Topologisches Satzmodell. Heidelberg.